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VERBAND DEUTSCHER EISENBAHN-INGENIEURE E.V.

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VDEI-bezirk

Stuttgart

Vom 28.08. bis 02.09.2020 machte sich eine Gruppe aus dem Bezirk Stuttgart auf die Schmalspurbahnen des Harzes zu erkunden.

Unser Reiseorganisator Frank Sender berichtet...

 

Der Bezirk Stuttgart präsentiert: Aktivitäten | Eisenbahn in Stuttgart | Fachartikel

 

Am Freitag trafen sich im Hbf Stuttgart die ersten interessierten Eisenbahningenieure mit Angehörigen, Gastingenieuren und Freunden. Eine kleine Gruppe reiste aus Frankfurt direkt an. 20 Reisegäste hatten sich insgesamt zusammengefunden, davon 8 Damen.

Im Zug steigerte das traditionelle und selber organisierte Sektfrühstück mit Häppchen die sehr gute Stimmung, die bis zum Ende anhielt. Da der Reiseleiter und -organisator aus Berlin-West stammt und seit 1972 bis 1993 fast die gesamte Deutsche Reichsbahn, speziell die Harzbahnen und alle anderen Schmalspurbahnen, als Fahrgast bereist hatte, wurde der Vorschlag einen Ausflug in den Harz zu machen, sehr gut angenommen. Im Gegensatz zur letztjährigen Schweizreise mussten wir uns bei der Anreise erst einmal mit zwei ersatzlosen Zugausfällen auseinandersetzen. Dank unseren erfahrenen Reisegästen erreichten wir unseren Zielort Wernigerode verspätet aber sicher. Leider ist dieser Zustand durch jahrzehntelange inkompetente politische Entscheidungen hervorgerufen und heute die beschämende Regel statt die Ausnahme!

Das speziell ausgewählte Hotel lag direkt am Bahnbetriebswerk der Harzer Schmalspurbahnen, wo die meterspurigen 1E1 Dampflokomotiven der Baureihe 99 restauriert werden, natürlich auch die Dieselloks, genannt die „Harzkamele“. Es war ein Hochgenuss beim Frühstück die Dampflokomotiven zu beobachten.

Die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) sind das längste zusammenhängende und regelmäßig mit dampfgeführten Zügen betriebene schmalspurige Eisenbahnnetz (Spurweite 1000 mm, Länge 150 km) in Deutschland und damit das größte unter den Kleinen. Gleich am zweiten Tag sind wir mit dem historisch Dampfzug auf den Brocken (1120 m) gefahren. Die Fahrt ist immer wieder der faszinierende Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes. Erschreckend war, dass der Harzer Wald, der im oberen Bereich vorwiegend aus Fichten besteht, fast völlig abgestorben ist. Der Nationalpark beschreibt diesen Zustand damit, dass der Wald im Umbruch sei. Auf dem Brocken herrscht meistens garstiges Wetter, aber wir hatten Glück und konnten bis zum Horizont blicken. Am Abend wurde noch der Miniaturpark in Wernigerode besucht.

Dort sind aus den Orten im und rund um den Harz interessante architektonische Gebäude im Maßstab 1:10 in faszinierender Weise nachgebildet. Umrundet werden sie von einer LGB Gartenbahnanlage auch mit einer Strecke zum „Brocken“. Am Sonntag reisten wir mit Abellio-Zügen über das Mansfelder Land nach Nordhausen. Im Mansfelder Land unterhält ein Verein ehrendamtlicher Eisenbahner den Betrieb einer Museumsbahn mit der Spurweite von 750 mm auf einem Reststück eines ehemaligen großen schmalspurigen Werkbahnnetzes und erinnert an einen einstmals großen Bergbaubetrieb. In Nordhausen wurde die Altstadt mit restaurierten Fachwerkhäusern und die letzte Traditions-Schnapsbrennerei besucht (Nordhäuser Doppelkorn).

Früher gab es hier 25 Schnapsbrennereien. Berichtet wurde, dass ständig ein Schnapsgeruch durch die Straßen waberte. Durch das Städtchen fährt auch eine Straßenbahn mit einer Spurweite von 1000 mm auf der nach der Wende zeitweise ehemalige Stuttgarter GT4-Trams fuhren. Zum Abendessen brachte uns ein Dieseltriebwagen (VT) der HSB nach Eisfelder Talmühle tief in den Harzer Wald in die dortige restaurierte Bf-Gaststätte. Anschließend ging es weiter mit einem VT in einer zweistündigen Fahrt zurück über die Harzquerbahn nach Wernigerode. Am vierten Tag brachten uns Abellio-Züge nach Quedlinburg. Zuerst machten wir einen Ausflug über die romantische Selketalbahn mit einem dampfgeführten Zug der HSB nach Alexisbad und zurück. Anschließend bestaunten unsere architektonisch sehr interessierten Reiseteilnehmer die Weltkultur-Erbe-Stadt Quedlinburg.

Ein Teil der Gruppe reiste von Alexisbad weiter über Harzgerode auf der Selketalbahn weiter nach Eisfelder Talmühle, um dann wieder über die Harzquerbahn nach Wernigerode zu gelangen. Am fünften Tag brachte uns ein Abellio-Zug nach Halberstadt. Hier wurden wir vom örtlichen Tram-Bahnbetrieb (HVG Halberstädter Verkehrsgesellschaft 1000 mm Spurweite) und seiner Geschäftsführerin am Bf empfangen und zur großen Freude der Reisegruppe mit einem ehemaligen Stuttgarter Tram-Triebwagen vom Typ GT4 (gebaut in der Maschinenfabrik Esslingen) abgeholt. Im Rahmen einer Stadtrundfahrt gelangten wir ins Depot und bekamen einen Überblick über die Situation der HVG. Anschließend bestaunten auch hier unsere architektonisch sehr interessierten Reiseteilnehmer die Fachwerkhäuser und Kirchen. Zurück in Wernigerode bestiegen wir bewusst zum zweiten Mal den nachmittäglichen Dampfzug zum Brocken. Diese Fahrt ist immer sehr entspannend und man kann es richtig genießen.

Das Wetter war zum zweiten Mal auch wieder sehr gut und wir hatten eine Sicht bis zum Horizont. Abends wurde in unserem Hotel Abschied gefeiert. Als Besonderheit wurden die Getränke mit einer fest installierten LGB Gartenbahn an die Tische transportiert. Was wollten wir mehr? Am Mittwoch reiste die Gruppe wieder 1.Klasse zurück nach Stuttgart und waren letztendlich sehr beeindruck von dieser sehr aufschlussreichen Studienreise in eine Gegend, die in Süddeutschland ziemlich unbekannt ist. Darum die Empfehlung unbedingt demnächst per Bahn in den Ostharz und dort mit der HSB zu reisen.

Sie können den Reisebericht auch hier herunterladen.

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